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Bebauungsstudie für den Praterstern in 1020 Wien

Aufgabenstellung: Aktuelle Bauvorhaben und Planungen rund um den Praterstern waren Anlaß für eine umfassende städtebauliche Studie des südöstlichen Vorbereichs des neuen Nordbahnhofs in Wien. Die Verlängerung der U-Bahnlinie U2, die Neugestaltung des Bahnhofs Wien Nord, die Reorganisation von Strassenbahn- und Busführung, die Neuplanung des westlichen Vorplatzes sowie die Maßnahmen im Rahmen des Masterplans für den Prater stellten unterschiedliche Anforderungen an den Stadtraum Praterstern. All das, sowie der Wunsch nach einer attraktiven Querungsmöglchkeit des Kreisverkehrs zum Prater hin, bildete den Rahmen für die Erarbeitung eines Raumprogramms und zweier Bebauungsvarianten.

Situation: Das Untersuchungsgebiet umfasst den südlich von Ausstellungsstraße und Praterpassage liegenden Teil des so genannten Vorplatzes Ost. Dominante Nutzungen und Gestaltungselemente sind der Fußgeherverkehr zum Prater, die Unterführung für Radfahrer und Fußgeher, eine Verkehrsschleife für den motorisierten Individualverkehr, das Musiklokal Fluc, ein Radverleih, eine Wiese und Baumgruppen sowie andere Grünpflanzungen gegenüber dem Eingang in die Prater-Hauptallee.

Das in Planung befindliche Projekt für die Umgestaltung und Einhüllung des Bahnhofsgebäudes sowie die geplante Auflassung der Straßenbahnlinie 21 bedeuten für den Praterstern eine wesentliche Schwerpunktsverschiebung. Im Rahmen des Umbaus der Bahnhofshalle werden im Bereich der an das Untersuchungsgebiet angrenzenden Praterpassage fast ausschließlich Aufenthaltsräume und Lager situiert. Zusätzlich wird durch die Auflassung der Straßenbahnstation in der Praterpassage der Großteil der fußläufigen Frequenzen aus diesem Bereich abgezogen. Die Passage verliert wesentliche Funktionen. Was bleiben wird, ist ein Durchgang abseits der Frequenzen und ohne zusätzliche Angebote. Zudem verlagern die beiden U-Bahnstationen, die neue Bahnhofshalle und die neuen Schnellbahnzugänge den Schwerpunkt des Platzes weiter nach Norden, mit schwerwiegenden Auswirkungen auf den südlichen und südöstlichen Teil des Pratersterns.

Bedeutungsdefizite und offensichtliche „Nutzlosigkeit“ machen ihn anfällig für die Auslagerung systemischer Reste und zum bevorzugten Auffangbehälter für all jene Nutzungen, die in anderen Bereichen nicht erwünscht sind. Die faktische Randlage wird noch verstärkt durch die mangelnde Anbindung an das städtische Umfeld außerhalb des Kreisverkehrs. Der Bereich weist damit alle Kennzeichen einer inneren Peripherie auf.

So stellt sich der Platz auf den ersten Blick als Aneinanderreihung von Restflächen dar. Die Systeme überlagern oder konterkarieren sich, Nutzungen und Brauchbares sowie mehr oder weniger zweckbezogene Interventionen siedeln sich additiv und scheinbar zufällig an. Manches wird unerreichbar, wie der südlichste Teil des Vorplatzes, von wo der Blick in die Hauptallee ein beeindruckender ist.

Projektion: Eine Neudefinition dieses Platzes, ein initialer, stadtgestalterischer Impuls, kann nur durch eine Intervention im Gebiet selbst erfolgen. Aufgrund der außergewöhnlichen Lage, der Verankerung des Pratersterns in der mentalen Stadtkarte Wiens und der Beziehung zu Wurstelprater und Hauptallee ist von einer „Privatisierung“ zukünftiger Nutzungen weitgehend abzuraten. Es wird daher auf die öffentliche und freie Zugänglichkeit weiter Teile des Platzes großes Gewicht gelegt.

Programm: Entsprechend der Analyse werden vor allem Nutzungen vorgeschlagen, die geeignet erscheinen, der Schwerpunktverschiebung entgegenzuwirken und die attraktiv genug sind, um ein Gegengewicht mit hoher gesellschaftlicher Dichte und Kapazität am Platz zu situieren. Dabei wird auf die programmatische Integration in das vorhandene Image der Praterlandschaft, wie Sport, Unterhaltung, Spaß, Entspannung, Freizeit im mittleren Preissegment Wert gelegt. Gleichzeitig werden aber auch neue Nutzungen angedacht und in das atmosphärisch dichte Programm eingewoben.

Es wird empfohlen, ausschließlich Nutzungen zu etablieren, die hinsichtlich ihrer Anforderungen und Eigenfrequenzen einen hohen Eignungsgrad für die Bespielung öffentlicher Flächen und Räume aufweisen, sowie den Platz schwerpunktmäßig als „junge“ Location zu etablieren. Konkret wird, in Anlehnung an internationale Beispiele (Limmathaus mit Club X-TRA in Zürich, Hotel Arena in Amsterdam), folgendes Raumprogramm, vorgeschlagen: Ein Hotel im mittleren Preissegment mit Bar, Restaurant und einem Club, öffentliche Nutzungen für Sport und Fitness, Fahrradabstellplätze und eine Tiefgarage mit rund 130 Stellplätzen.

Baumassenstudie: Darauf aufbauend, wurde untersucht, wie weit und unter welchen stadträumlichen und stadtgestalterischen Bedingungen die Unterbringung der oben beschriebenen Nutzungen und Angebote im Untersuchungsgebiet möglich und tragfähig ist. Für die Baumassenstudie wurden die Analyse der Situation, die programmatischen Überlegungen, aber auch die Belichtungsverhältnisse hinsichtlich der Baukörperstellung zum Bahnhofsbauwerk berücksichtigt. Ein leitendes Kriterium im Rahmen der Untersuchung war, dass die Bereitstellung der Nutzflächen nach Größe und Ausrichtung in enger Abstimmung mit dem Nutzungskonzept erfolgte, ohne die Erzeugung generischer Flächen, die erst im Anschluß zu Nutzungsüberlegungen führen. Der Bereitstellung öffentlicher Flächen und der Begehbarkeit des Gebauten wurde ein hoher Stellenwert beigemessen. Die attraktive Ausgestaltung der Baukörper als begehbare Stadtlandschaft ist ein wesentlicher Bestandteil des Konzeptes zur Belebung und Frequenzstärkung des Stadtraumes.

In diesem Zusammenhang ist auch die Realisierung einer Fußgeherbrücke zum Prater von Bedeutung, die einen wesentlichen Bestandteil des gesamten Nutzungsverbundes darstellt und gewährleistet, dass die neuen Nutzungen in ein funktionierendes Wegesystem eingebunden werden. Ausgehend von der Überlegung, dass eine Finanzierung dieses Übergangs durch eine Maximierung der Nutzflächen erleichtert wird, wurden zwei Varianten ausgearbeitet: eine erste Variante – plot a – mit geringerer Dichte und eine zweite Variante – plot b – mit einem Maximum an Nutzfächen.

Auftraggeber: Stadt Wien, MA 21 A
Raumprogramm: plot A – Club 704 m², Shops 530 m², Gastronomie 630 m², Hotel 4800 m² alle Flächen BGF plot B – Club 110 m², Fitness 1350 m², Shop 250 m², Gastronomie 1250 m², Hotel 7700 m² alle Flächen BGF
Adresse: Praterstern Vorplatz Ost, 1020 Wien
Konsulent: Manfred Schenekl
Planungszeit: Dezember 2004