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Wettbewerb für das Musiktheater in 4020 Linz

Aufgabenstellung: Der Dreispartenbetrieb des Landestheaters Linz sollte aus künstlerischen, kulturpolitischen und betriebstechnischen Gründen entflochten werden. Aus diesem Grund war ein Wettbewerb für ein neues Musiktheater in Linz ausgelobt worden. Das Grundstück wird von zwei Strassenzügen (Blumauerstraße und Wiener Straße) sowie den ÖBB-Gleisanlagen begrenzt.

Autonomie des Ortes: Das Areal für das Musiktheater Linz befindet sich an einer städtischen Schnittstelle zwischen verschiedenen Verkehrsströmen und bildet darin eine Enklave, einer Art innerer Peripherie. Wir betrachten das Gebäude in dieser Lage als autonom: Es soll in sich und für sich attraktiv sein. Daher sehen wir von der geforderten Überbauung der Verkehrsachsen ab und besetzen mit dem Musiktheater die komplette Fläche des Areals. Dadurch kann der Baukörper relativ niedrig bleiben und in sich eine Gebäudetopographie entwickeln, die ohne präpotente Zeichenhaftigkeit auskommt.

Aktivierung des Umfelds: Die Wiener Straße führt unter der Bahntrasse hindurch in ein zukünftiges Stadtentwicklungsgebiet, dessen Schicksal noch ungewiss zu sein scheint. Eine Umstrukturierung und Umnutzung der großflächigen Bahnareale ist aber sicher nur eine Frage der Zeit. Dadurch befindet sich die an dieser Stelle zur Zeit wenig frequentierte Wiener Straße in einer Art Warteposition. Aus diesem Grund vermeiden wir es, sie zu überbauen oder abzuschneiden und damit den stadtauswärts gelegenen Stadtraum emotionell aufzugeben und zur Peripherie zu erklären.
Die Landstraße wird im Bereich des Volksgartens zur Fußgeherzone und bildet im Zusammenspiel mit der Neugestaltung des Parks einen attraktiven städtischen Freibereich. In den Erdgeschoßzonen der Bebauung soll die Ansiedlung von Gastronomiebetrieben gefördert werden, die das Gebiet rund um das Musiktheater auch abends mit Leben erfüllen können. Der Volksgarten wird durch Freizeiteinrichtungen und Gestaltungselemente wie Kinderspielplatz, Liegewiese, Wasserbecken und Biergarten zu einem attraktiven innerstädtischen Grünraum.

Öffentliche Erschließung: Die Fußgeherströme werden durch die sich verdichtende Bodenbelagsgestaltung und breit angelegte Zebrastreifen über die Blumauerstraße zur Oper und weiter in die südliche Landstraße geleitet. So ist für unseren Entwurf nicht die aufwändige Trennung der Verkehrsströme durch Rampen und Brücken, die doch nur als Schwellen und weitere Barrieren wahrgenommen werden würden, signifikant. Vielmehr bildet die einfache, bequeme, niveaugleiche Querung durch ampelgesteuerte, zeitliche Trennung der Verkehrsströme die „Brücke“ vom Volksgarten zur Oper und in die südlichen Stadtteile.
Die öffentlicheren Zonen des Musiktheaters orientieren sich zwischen Volksgarten und Bahngeleisen zur Wiener Straße. In Richtung Bahnunterführung sind im Gebäudekomplex auf Straßenniveau kleinere Geschäftsflächen vorgesehen. Die Fahrbahn der Wiener Strasse wird zugunsten des Fußgeherverkehrs verschmälert. Die breite, verkehrsfreie Zone vor dem Musiktheaterkomplex zieht sich unter der Bahnunterführung durch, die Gehsteige im Bereich der Brücke werden auf Fahrbahnniveau abgesenkt, der dadurch entstehende Raum kann mit einfachen Strukturen besetzt werden. Hier könnten sich (temporäre) Clubs einnisten und / oder urbane Sportarten wie Skating oder Streetball etablieren.

Auftraggeber: Land Oberösterreich, Amt der oö. Landesregierung, Abt. Gebäude- und Beschaffungsmanagement, 4021 Linz
Raumprogramm: 17.000 m² Nutzfläche Musiktheater- Zuschauerraum für 900 Sitzplätze und 100 Stehplätze, 2300 m² zentrale Werkstätten, 600 m² Reserve, 300 Stellplätze
Adresse: Blumauerplatz, 4020 Linz
Mitarbeiter: Casper G. Zehner
Planungszeit: März- Juni 2005