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Wohnhaus im Kabelwerk in 1120 Wien

Der Bauplatz liegt im südlichen Bereich des Kabelwerk-Areals. Der kompakte, 18m tiefe Baukörper bildet eine Kante entlang der Stuber-Günther-Gasse (so heißt in diesem Bereich die das Kabelwerk querende Transversale) und zum nördlich gelegenen öffentlichen Platz. Durch die Komprimierung der Baumassen entsteht ein großer grüner Hof, zu dem sich beinahe alle Wohnungen hin orientieren.

Die Erschließung des Gebäudes erfolgt über zwei vertikale Lift- und Stiegenhauskerne. Diese sind
horizontal durch interne Straßen mit unterschiedlichen Funktionen und Raumqualitäten verbunden. Die erste Straße befindet sich auf Straßenniveau. Sie begleitet den öffentlichen Raum im Inneren des
Gebäudes und nimmt halböffentliche Funktionenn auf, dient als Erschliessungshalle, Fahrradabstellplatz, Partyraum. Von der zentralen Eingangshalle führt eine großzügige Treppe zur inneren Straße im ersten Stock. Drei Lichtrichter versorgen sie und die Bäder und Küchen der umliegenden Wohnungen mit Tageslicht. Die dritte Straße im obersten Geschoß verbindet die beiden Stiegenhäuser im Freien, entlang der vorgelagerten Privatterrassen, über die die im 2. und 3. Obergeschoß gelegenen Maisonetten erschlossen werden.

“Entlang der Transversale steigt das Gelände an und schaufelt sich der Block in den Grund. Äußerlich geht das auf Kosten der Fensteröffnungen und wird der Konflikt mit dem Niveau aufgehoben im Sinne des Bewahrens. Man merkt den Anstieg und den Bruch zum Waagrechten. Im Haus drinnen annulliert die räumliche Abfolge das Aneinandergeraten der Ebenen. Indem es mit einem Geschäft an der Ecke beginnt und sich daran anschließend eine große Fahrradgarage, die sich auch als Veranstaltungsraum begreifen lässt, mit angehängten Abstellräumen halb in den Hang gräbt, um über eine Treppe wieder höher zu steigen in ein Foyer mit zweitem Hauseingang, zieht das Gebäude mit dem Gelände wieder gleich und hebt den Niveauunterschied auf. Hier tilgt – sagen wir ruhig – die Architektur das Auseinandergeraten der Ebenen und nebenbei auch das Kellerartige eines Kellerabteils.
Dass diese innere Raumfolge in ein Foyer einläuft mit Hausmöbel, eine Art Tisch, um den sich bereits einige Stühle schnallen, ist eine komfortable Wendung, die eine Art innere Konzentration andeutet gleich an der Schnittstelle zum öffentlichen Raum, der immer noch die Transversale ist.
Schieben sich auf diese Weise unterschiedliche Ordnungen wie das Öffentliche, Halböffentliche und Private ineinander, ermöglicht die leichte Hanglage den Zutritt zur Tiefgarage gleich aus dem Gangbereich ohne tiefe Treppen, Dunkles und Enges. Zwei Baublöcke hängen so zusammen, mit einem Feld unter der Erde.
Entlang der Transversale, dem urbanen Rückgrat, an dieser Stelle ein ruhiger breiter Weg, nicht leicht zu brechen, aber unspektakulär, wie anderswo auch Stadtrand, steht das Lux, der Kleinhäuslerei mit Pool und Holz vor der Hütte direkt gegenüber. Ein maßvoller, mittelgroßer, in das Gelände geschobener Kristall, außen grau und innen grün, frei von Stiegenhäusern, die so viele Fassaden zerfuchteln und langweilig machen. Mittelgänge erschließen die Wohnungen in den oberen Geschoßen. Auch diese, oft problematisch, sind hier angenehm aufgehoben, im zweifachen Sinne. Einerseits ist der Mittelgang da und andererseits erlebt man ihn nicht so: keine dunklen Gänge und Schluchten, immer wieder Einschnitte, Öffnungen nach ganz oben. In den Wänden ergeben sich Möglichkeiten für weitere Öffnungen in Küche und Bad. Irgendwo am Ende ergibt sich eine Gemeinschaftsterrasse. Überhaupt stapelt sich hier alles anders, wenig Serielles, Übereinandergeschachteltes, immer irgendwie anders.
Angenehm grün bleibt es in der Erinnerung, sommerliches Pistaziengrün, das kommt von innen heraus entlang der Transversale, die hier noch nicht so richtig in Schwung kommt.”
(Manfred Schenekl)

Auftraggeber: Kabelwerk Bauträger GmbH, 1120 Wien
Gebietsmanagement: Stadt Wien, vertreten durch die MA 21/B, DI Herbert Buchner und DI Volkmar Pamer
Architektengruppe Kabelwerk: Hermann & Valentiny & Partner (Bauteile D-Nord, J), Mascha & Seethaler (A, D-Süd, E), pool Architektur ZT GmbH (B, F), Schwalm-Theiss & Gressenbauer ZT GmbH©, Werkstatt Wien + Holnsteiner & CO (X, Y, Z), DI Martin Wurnig (G, H).
Raumprogramm: Bauplatz B- 16700 m³ ergeben 58 Wohnungen auf 5200 m² Wohnnutzfläche, 500 Lokalfläche
Adresse: Helene-Potetz-Weg 5, 1120 Wien
Mitarbeit: Günter Mohr (Projektleitung), Isabelle Höpfner, Julia Lindenthal, Antje Ott, Stefan Schadenböck, Christoph Treberspurg, Casper G. Zehner
Freiraumplanung: Heike Langenbach, Anna Detzlhofer
Lichtplanung öffentlicher Raum: A. B. Zoufal
Statik: Mischek ZT GmbH, DI Straka
Bauphysik: Mischek ZT GmbH, DI Tichelmann
Haustechnik: TB ZFG-Projekt GmbH
Generalunternehmer: Strabag AG
Planungs- und Bauzeit: Juni 2002- Juli 2006