Die Brillenmacher Bischel aus Traiskirchen

von Manfred Schenekl

Ein unterkühlter Wochentag im Jahre 2000. Die Traiskirchner Brüder Bischel joggen entlang der Dr.Theodor Körnerstraße Richtung Trumau. Der eine trägt eine verspiegelte Schibrille, der andere orange Sonnenbrillen.

Einer der Bischels bleibt stehen, stützt seine Hände auf die Knie, um dann mit der rechten Richtung Kiste zu zeigen.

Der eine Bischel: (schnauft) Schau Bischel!

Der andere Bischel bleibt ebenfalls stehen: Was?

Der eine Bischel: Das grüne Klo für die Männer und das rote Klo für die Frauen mit der Bar und der Schlosserei hinten dran.

Der andere Bischel: Tolle Kiste! Gut gestellt!

Der eine Bischel: Und der Barboulevard mit den gestreckten Stufen und der schrägen Theke und der Stiege mit den Stufen, ganz normale Stufen im Vergleich.

Der andere Bischel: Du kannst lustig auf und ab und rundherum geh?n. Du kannst die Schräge hinauf geh?n und die Stiegen hinunter. Oder du gehst die Stiegen hinauf und die Schräge herunter.

(Sie kommen etwas näher)

Der andere Bischel: Sie rostet vor sich hin.

Der eine Bischel: Sie ist wie geschaffen für den Rost.

Der andere Bischel: Sie trägt die Spuren ihrer Zerstörung vor sich her. Sie wird, kaum fertig, heimgesucht von ihrer Zukunft als Ruine. In ihr ist das Zeitliche schon eingefaltet.

Der eine Bischel: Und sie steht sich selbst in der Tür, die immer offensteht. Die Kiste. Ein richtiger Schädelkasten… Glas in der Wand und die versammelte Landschaft mitten im Gesicht.

Der andere Bischel: Und die Bänder aus Glas. Einmal hin zur Straße und einmal hin zur Schlosserei. Die Kiste ist Brillenträgerin!

Der eine Bischel: An der Theke vorbei, drückst du dir ein Bier und hast einen Blick durch die Brille auf die Straße.

Der andere Bischel: Und von der Straße schauen die Männer und Frauen durch die Brillengläser auf die Bar und denken sich, die Bischels aus Traiskirchen drücken sich ein Bier.

Der eine Bischel: Und während wir uns noch ein Bier drücken, greifen wir aus unserem Gespräch, aus unserem denkenden Miteinadersprechen, die neuen Ideen und Namen für Brillen gegen die anstehende Sonne. Wir greifen sie förmlich aus unserem Gespräch.

Der andere Bischel: Das Gespräch ist die Versammlung der gegeneinander stehenden Worte. Das Gespräch mündet immer in den Entwurf der Brille.

Der eine Bischel: Und wenn das Gespräch gut ist, wird der Entwurf der Brille ein deutlich besser sein als wenn das Gespräch weniger gut ist.

Der andere Bischel: Alles hängt von der Güte des Gesprächs ab.

Der eine Bischel: Ein gutes Gespräch macht eine noch bessere Brille.

Der andere Bischel: Die Männer und Frauen werden die Brillen tragen auch wenn keine Sonne ansteht.

Der eine Bischel: Und wenn die Gespräche der Männer und Frauen gut sind, dann drängen sie nach Brillen gegen die anstehende oder auch nicht anstehende Sonne.

Der andere Bischel: Sowieso. Man kann es drehen und wenden wie man will. Die Brille ist das Fenster zur Welt.

Der eine Bischel: Ohne Brille keine Welt.

Der andere Bischel: Ohne Gespräch keine Brille.

Der eine Bischel: Ohne Schädelkasten kein Gespräch.

Der andere Bischel: Lass uns rein gehen und ein Bier drücken.

Sie gehen in die Bar

An der Theke steht Hofmann

Die Bischels: Tag

Hofmann: Mahlzeit. Soll ich Euch ein Bier drücken

Der andere Bischel: Jo.

Der eine Bischel: Dein Eingang hat uns durch den Eintritt geschickt…

Hofman drückt ein Bier

Hofmann: Tolle Sonnenschutzgeräte habt ihr. Seid Ihr Brillenmacher?

Der andere Bischel: Vom Beruf.

Die Bischels schieben die Sonnenschutzgaräte aus dem Gesichtsfeld über den Kopf und sehen durch das Fensterband auf die Straße.

Der eine Bischel (nur so vor sich hin): Angenehm warm die Theke. Obwohl sie aus Eisen ist. Muß wohl eine riesen Heizerei darunter geben.

(Im Hintergrund blitzt die Schweißerei)